Ansprechpartner & mehr
BOGEN-OBEN
Ebene 1

Geschichtliches aus der Samtgemeinde Aue

Sage der Bodenteicher Seewiesen

"Vor langen langen Jahren stand auf den heutigen Seewiesen ein großer Wald. Mächtige Eichen und Buchen, Eschen und Linden rauschten im Winde. In den Zweigen der Bäume spielten bunte Vögelein und jubelten der aufgehenden Sonne zu, deren Strahlen das grüne Blätterdach wie Demant erglänzen ließen. Eines Tages zogen dicke, schwarze Wolken herauf und verfinsterten die Sonne. Fünf Tage lang standen sie über dem Walde. Was mochte kommen? Zitternd in großer Angst schauten die Menschen zum schwarzen Himmel empor. Manches heiße Gebet um Errettung vor einem drohenden Unglück kam über ihre Lippen. Da rauschte es in der Höhe, die Schleusen der Wolken öffneten sich und ungeheure Wassermengen stürzten herab, rissen die Bäume aus der Erde und deckten sie mit tiefem Schlamm und Wasser zu. Als das Unwetter vorübergezogen war, atmeten die Menschen auf und sahen mit Staunen, daß der Wald verschwunden war und wie die liebe Sonne sich in einem großen See spiegelte.“ Der See erstreckte sich von Bodenteich über Schafwedel hinaus nach der malerisch gelegenen Siemkenmühle und hatte nach Mahnecke einen Umfang von 16460 Schritt."
(Meyer, Jelmstor, Geschichte des Kreises Uelzen: Augenzeugenbericht über den ehemaligen Bodenteicher See)

"Als ich 1857 im Alter von 20 Jahren nach Bodenteich kam, besuchte mich oft der Freiheitskämpfer von 1815 Heinrich Christian Ratzeburg, welcher im Jahre 1795 in Bodenteich geboren wurde. Dieser Augenzeuge bekundete, daß er seine Kinderjahre auf der Burg verlebt und den über 100 Fuß hohen Burgturm in seiner Größe und Schönheit gesehen habe, auch den über 600 Morgen großen Bodenteicher See, welcher die Burg von der Ostseite umgab, wie aus der Chronik hervorgeht. Der See war sehr fischreich und an heiteren, schönen Sommertagen war er der Spielplatz und Tummelplatz der Bürger von Bodenteich und Umgebung."
(Von Burgbesitzer Ferdinand Schulze, 1939)

 

Die Trockenlegung des Bodenteicher Sees

,,Im Laufe der Zeit versumpfte der See völlig. Deshalb faßte man um 1800 den Plan, ihn vollends trockenzulegen. 1803 wurde der See ausgefischt und das Sumpfgebiet fließende Wasser zu einem Arm vereinigt. Das war jedoch nicht nach dem Sinn der neun Fischer in Abbendorf und Schostorf sowie der sieben Aalwehrhalter in Häcklingen. Sie sahen sich in ihrem Erwerb beeinträchtigt und entfernten eigenmächtig das Stackholz und die Maschinen. Erst als man ihnen eine annehmbare Abfindungssumme und eine Entschädigung durch Ausweisung von Wiesenland versprach, fügten sie sich dem Regierungswillen. Die eigentlichen Entwässerungsarbeiten zur Herstellung von Wiesenland begannen 1815 und dauerten 4 Jahre. Sie erforderten eine Ausgabe von etwa 6000 Mark. Um Dämme und Ufer zu befestigen, mussten ungezählte Fuder Buschholz herbeigeschafft werden. Bei dieser Gelegenheit ist auch die Schönheit der einstigen Wacholderlandschaft bei Suderburg – Hösseringen ein Opfer des Nützlichkeitssinnes geworden.“
(Meyer, Jelmstorf, Geschichte des Kreises Uelzen 1931 S. 401)

Da die oben geschilderten Trockenlegungen zur Herstellung guter Wiesen natürlich noch nicht ausreichte, blieb ein großer Teil des Seewiesengeländes, besonders im Zentrum des einstigen Sees, viele Jahrzehnte hindurch ein gefährliches, nicht zu nutzendes Sumpfgelände. Inzwischen wissen wir nach den Untersuchungen, dass das Moor stellenweise eine Tiefe bis zu 12 m erreicht. Da man eine gründliche von Fachleuten geleitete Entwässerung nicht durchgeführt hatte und das Seewiesenbecken von Osten her über Schafwedel durch einen natürlichen Wasserzulauf ständig gespeist wird, gab es in der Vergangenheit im Winterhalbjahr fast regelmäßig eine riesige Überschwemmung, die zugefroren, uns Kindern eine willkommene riesengroße Eisfläche bot. Dieser Zustand dauerte an, bis durch den Arbeitsdienst nach 1933 wenigstens eine Verbesserung der Entwässerung geschaffen wurde. Aber auch dies blieb noch ein Befehl, so dass man 1959 unter Aufwendung erheblicher Mittel (etwa 2 Millionen DM) eine gründliche Melioration durchführte, mit der der heutige Zustand der Seewiesenflächen erreicht werden konnte. Von vielen wird die Richtigkeit dieser Maßnahmen heute schon wieder bezweifelt und es sind nicht wenige, die den alten schönen großen See wieder entstehen lassen möchten.